Heimatblätter für den süd-westl. Harzrand, Heft 59/ 2003,  S.80-83
Osterode am Harz 12.2003

 

Dr. Ralf Nielbock
Der Geopark Harz 
- neue Perspektiven für Museen 
und geologische Aufschlüsse in der Region Südharz
Der Geopark
 In den letzten Jahren haben weltweit Initiativen zur Gründung von so genannten Geoparks stattgefunden. Geoparks sind laut ihrer Definition geographisch eingegrenzte Landschaftsregionen, die in einem ausgeprägten, einzigartigen Kontext zu ihrer geologischen Vergangenheit stehen. Die in der Landschaft erkennbaren geologischen Besonderheiten dieses Region, die Geotope, müssen zudem touristisch bereits erschlossen sein bzw. muss es die konkrete Möglichkeit einer geotouristischen Erschließung geben. Auch in Deutschland wurden 2002 bereits von der Alfred-Wegener-Stiftung, die dieses Verfahren durchführt, vier Geopark zertifiziert. Einer davon ist der „Geopark Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen". Bereits am 20. März 2002 wurde gemeinschaftlich vom Freilicht- und Erlebnismuseum Ostfalen e.V. (FEMO) in Königslutter und dem Regionalverband Harz e.V., Quedlinburg, dieser Geopark ins Leben gerufen. Er erstreckt sich über ein Gebiet von ca. 12.000 km ² vom Elm bis zum Kyffhäuser. Der Geopark soll für diese weitläufige, aber naturräumlich geschlossene Region die Chance bieten, Themen- und Zieltourismus weiter zu entwickeln, um die Region als Spiegel ihres geologischen Untergrundes bundesweit und international mehr bekannt zu machen.
Die innere Struktur des Teilgebietes Harz wird seit Beginn 2003 von einer mit allen Geotopen dieser Region vernetzten Arbeitsgruppe von professionellen und ehrenamtlichen Akteuren, die sich am Geologischen Institut der TU Clausthal angesiedelt hat, aufgebaut.
 
 Das Harz ist eigentlich sogar der Prototyp eines Geoparks! Gekennzeichnet durch seine unverwechselbare Silhouette und durch seine außerordentliche Vielfalt der Gesteine, Minerale, Erze und Fossilien repräsentiert er nahezu eine Milliarde Jahre Erdgeschichte auf engstem Raum und - einzigartig im Herzen Deutschlands - 3000 und mehr Jahre Bergbau. Das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands ist somit gleichsam ein aufgeschlagenes Lesebuch der Natur-, Landschafts- und Bergbaugeschichte.

 

Zielsetzung
 Durch das Geopark-Projekt soll für den Harz und sein Vorland ein Prozess angestoßen werden, in dem durch Vernetzung und gemeinsame Erarbeitung nachhaltiger Konzepte die regionale Identität nach innen und außen gestärkt wird. Die Entwicklung eines „Geopark-Profils" soll vor allem für den Tourismus Impulse setzten. Geopark bedeutet aber auch die gleichberechtigte Einbindung von Rohstoffindustrie und Naturschutz.
 
 Im Geopark sollen im Dialog des Menschen mit der Natur und den Geowissenschaften lebendige Begegnungen stattfinden mit der Geologie, Erd- und Landschaftsgeschichte, der Kulturlandschaft, naturnahen Lebensräumen und der Nutzungsgeschichte. Letzteres ist gerade im Harz und hier speziell seinem südlichen Rand mit seinen perlschnurartig von Badenhausen bis hinter Nordhausen aufgereihten Gipssteinbrüchen allgegenwärtig sichtbar in den Bereichen von Handwerk und Industrie, die ihre Grundlage in den Rohstoffen des Harzes haben. Die Vernetzung bestehender Aktivitäten wie beispielsweise der Geo-Besuchereinrichtungen mit bereits vorhandener touristischer Infrastruktur und Initiativen ist eine grundlegende Voraussetzung für die (Wieder-)entdeckung, Erschließung und Präsentation der oftmals sogar einzigartig und nur hier vorhandenen erd- und kulturgeschichtlichen Besonderheiten der Harzregion. Durch die neue Struktur Geopark wird ein umfassendes System der Besucherinformation mit starkem Bezug zur Umweltbildung entwickelt. Durch Kooperation nicht nur im touristischen Bereich mit den Großschutzgebieten (Nationalparke, geplantes Biosphärenreservat mit dem bereits vorhandenen vorbildlichem Karstwanderweg, Naturparke) fügt sich der Geopark in eine nachhaltige Regionalentwicklung optimal ein. Er hat somit die wichtige Funktion, den Fremdenverkehr im Harz durch neue Angebote hoher Qualität zu stabilisieren. Durch spezielle geotouristische Angebote kann die Aufenthaltsdauer der Harztouristen verlängert werden. In einem ersten Schritt erfolgt die Vernetzung bestehender Geo-Ziele. Dem Harzgast werden zukünftig Geotouren bzw. -routen angeboten, der Regionalverband Harz hat beispielsweise erfolgreich bereits ein „Landmarken- Projekt" entwickelt. . Bekannte Landmarken (Berge, Türme, Burgen wie die „Alte Burg" in Osterode oder das Schloss Herzberg usw.) bilden eine visuelle Verbindung zu Georouten in ihrer schnell erreichbaren unmittelbaren Umgebung. Neben der TUC sind Osterode, Goslar, Wernigerode usw. die Portal in den Geopark.
 
 Für den Bereich Landkreis Osterode am Harz sind bislang als markante Punkte mit ihren Geo-Highlights und deren geologische Umgebung eingebunden:
 
- Schloss Herzberg mit der Einhornhöhle, zudem u.a. Steinkirche, Burg Scharzfeld, Pöhlder Becken, Rhumequelle, Lonauer Wasserfall.
 
 
- Hübichenstein bei Bad Grund mit der Iberger Tropfsteinhöhle, zudem u.a. Winterberg Steinbruch, Schachtanlage Knesebeck, Grundner Gefälle und die großen Wasserlösungsstollen.
 
- Alte Burg Osterode mit dem Museum im Ritterhaus als Nukleus und weiteren Zielen.
 
Abb.1: Das Museum im Ritterhaus als Nukleus für die Geotope seiner Umgebung.
Museum im Ritterhaus, Osterode
 Für etliche der Harzer Bergwerks- und Bergbaumuseen wird z.Zt. ebenfalls ein gemeinsames Profil für den Geopark entwickelt. Alle weiteren Museen mit einer geologischen Abteilung oder Sammlung sollten sich ebenfalls diesem Netzwerk anschließen. Gerade das Museum im Ritterhaus mit seinem reichen Fundus zur Geologie und Rohstoffindustrie der Region ist prädestiniert als Portal in den Geopark Harz.
Am Beispiel des Museums im Ritterhaus in Osterode können die neuen Möglichkeiten für die musealen Einrichtungen des Harzes aufgezeigt werden. Dieses Museum verfügt bereits über die Ausstellungssegmente "Geologie des Harzes und seines Vorlandes", "Gips" sowie "Ur- und Frühgeschichte". 
 
 In Ergänzung harrt eine umfangreiche Geosammlung mit über 3.000 Gesteins- und Mineralstufen im Magazin: Die Armin-Werner-Sammlung. Die Anschauungsobjekte mit der Beschreibung im Museum können und müssen für das neue geotouristische Konzept mit den Fundorten im Gelände vernetzt werden. So kann beispielsweise auch der früher berühmte geologische Aufschluss "Fuchshalle" wieder aus seinem Dornröschenschlaf zum "Geotop" erwachen. Eingebunden in das Netzwerk Geopark wird er dann als „Zeugnis einer Meeresüberflutung vor über 250 Millionen Jahren" endlich seiner Bedeutung gerecht ins Blickfeld gerückt! Wie die Fuchshalle findet beispielsweise auch der Eisensteinlehrpfad in Lerbach seine Anbindung. Für die Geschichte der Naturwissenschaften berühmte Lokalitäten wie die Erstfundorte von Mammut und Wollnashorn in unmittelbarer Umgebung von Osterode rücken in den Vordergrund. Nicht zuletzt soll hier das Hainholz genannt werden, das bereits über eine Infrastruktur verfügt und als Naturschutzgebiet gut angenommen wird.
 
 Der Geopark Harz bietet somit auch im Bereich Osterode/Südharz eine Plattform für alle angesprochenen Akteure, gemeinsam ihre naturräumliche Vergangenheit und Gegenwart zu erkennen, zu erschließen und geotouristisch zu vermarkten.